KEP-Aktionswoche - Miese Bedingungen müssen ein Ende haben!

11.12.2023

In der KEP-Aktionswoche vom 20. bis zum 24. November 2023, gemeinsam gestaltet von ver.di, „Faire Mobilität“, "Faire Integration" und "Arbeit und Leben", sowie weitere landesfinanzierte Beratungsstellen, wurden tausende Zusteller*innen angesprochen.

Der voll beladene Transporter fährt zügig auf das Tor des Verteilzentrums zu. Den Mietwagen mit einem Amazon-Schild an der Front fährt nur einer von Hunderten von Subunternehmern, die für Amazon auf dem Gelände im brandenburgischen Hoppegarten unterwegs sind. Es ist 10.00 Uhr und Auto um Auto rollt aus dem Tor. Dominika Adamczak und Katarzyna Witoszek – beide von der Beratungsstelle „Faire Mobilität“ – sind bereits seit fünf Uhr an diesem kalten Novembertag unterwegs. Sie erklären das Beratungsangebot in fünf Sprachen. Langsam kommt der Transporter zum Stehen, der Fahrer kurbelt das Fenster herunter. Er hat nur ein paar Sekunden, um zu hören, worum es geht. Nickend nimmt er den Flyer entgegen. „Wir werden hier alle missbraucht“, ruft er beim Wegfahren – ein klarer Ausdruck für die Realität der Zusteller*innen bei den Subunternehmen.

 

 
KEP Aktionswoche

Gruselige Geschichten

Keine Zustellerin, kein Zusteller hier sagt, dass mit den Arbeitsbedingungen alles in Ordnung wäre. Viele arbeiten heute weit über die gesetzliche Höchstarbeitszeit von zehn Stunden hinaus. Kein Außenstehender merkt das – die Zusteller*innen arbeiten für kleine Subunternehmen und können nur einen Teil ihrer Arbeitszeit in der Amazon-App erfassen. Zeit für eine Pause haben sie nicht. Einem Zusteller wird ein Teil seines Lohns korrekt abgerechnet, den Rest bekommt er schwarz – in einem Umschlag mit Bargeld. Niemand kontrolliert, was die Subunternehmen machen; die Leidtragenden sind die Zusteller*innen, die hauptsächlich aus dem Ausland kommen.

Das sei üblich in der Paketbranche, berichtet Katarzyna Witoszek. „Die Fahrer sind gestresst und haben wenig Zeit. 225 Pakete, 95 Stopps – wie soll man das in acht Stunden schaffen? Fast jeder hat eine schlimme Geschichte zu erzählen.“ Die Probleme seien verbreitet: „Heute stehen wir vor Amazon, aber wir haben das Problem bei fast allen großen Paketdienstleistern. Es ist ein strukturelles Problem.“

Petition für bessere -Arbeitsbedingungen

ver.di setzt sich seit geraumer Zeit für gesetzliche Verbesserungen in der Paketbranche ein. Um erneut auf die herausfordernde Situation in der Vorweihnachtszeit aufmerksam zu machen, hat ver.di am 20. November 2023 eine Petition an die Bundesregierung gestartet.

ver.di fordert:

  • Verbot von Subunternehmen in der Paketbranche
    Verbot des Einsatzes von Fremdpersonal bei Paketdienstleistern für den Transport und die Zustellung, einschließlich des Verbots von Subunternehmen und Werkverträgen.
  • 20 Kilogramm-Gewichtsgrenze für Pakete sowie -Kennzeichnungspflicht für schwere Pakete
    Die Festlegung einer Gewichtsgrenze von 20 kg für Paketsendungen im Ein-Personen-Handling sowie die Einführung einer Kennzeichnungspflicht für schwere Pakete.
  • Wirksame Kontrollen durch Stärkung des Zolls
    Verstärkung der Zollkontrollen, um die Einhaltung des neuen Gesetzes besser gewährleisten zu können.

Unterschreibe die Petition:

psl.verdi.de/fair-zugestellt

 
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