Bundesweiter Aktionstag am Black Friday bei Amazon

01.09.2021

Am Freitag, den 26. November 2021 hat ver.di zusammen mit den Beratungsnetzwerken von Faire Mobilität, Faire Integration, und Arbeit und Leben bundesweit am „Black Friday“ die Amazon-Zusteller*innen und Lkw-Fahrer*innen auf ihre Arbeitsbedingungen angesprochen und über ihre Rechte informiert.

 

Die Fahrer*innen, die vor den Werkstoren von Amazons angesprochen wurden, berichteten über ihre schwierigen Lebens-, Arbeits- und Einkommensbedingungen. Die Kolleg*innen wurden von ver.di in persönlichen Gesprächen und mit Flyer über ihre Rechte als Beschäftigte informiert und es wurden Beratungsmöglichkeiten angeboten. Die Informationen gab es auch in mehreren Sprachen, für die Kolleg*innen die kein Deutsch sprechen. Die Aktionen wurde international von der UNI Global Union und der ITF (International Transport Workers' Federation) begleitet.

Verantwortungsloses Handeln gegenüber den Beschäftigten

Die Fahrer*innen, die für Amazon Waren ausliefen, unterteilen sich in zwei Beschäftigtengruppen: Die Lkw-Fahrer*innen, welche für den Transport zuständig sind, sowie die Paket-Zusteller*innen in der Auslieferung – die sogenannte ‚Letzte Meile‘.

Lkw-Fahrer*innen sind ausschließlich bei Sub-Unternehmen beschäftigt und dies vorrangig bei Speditionen aus anderen EU-Mitgliedsstaaten. Diese haben oft nicht das Wissen um ihre Rechte in Deutschland. Sie arbeiten zu den Mindestlöhnen ihres Herkunftslandes, die durch Spesen aufgestockt werden. Dies bewegt sich aber dennoch weit unterhalb des deutschen Mindestlohnes – das ist schlicht illegal. Verantwortung für die Lkw-Fahrer*innen übernehmen weder die direkten Arbeitgeber, noch Amazon selbst. Die Fahrer*innen verbringen viel Zeit auf der Straße, bei der Be- und Entladung an Amazon-Lagern fehlt die angemessene Infrastruktur, denn Sanitärräume, Aufenthaltsräume oder gar Schlafmöglichkeiten sind nicht vorhanden. Dies entspricht nicht den gesetzlichen Rahmenbedingungen. Kontrollen durch die zuständigen Behörden finden nur sporadisch statt.

Paket-Zusteller*innen sind bis auf sehr wenige Ausnahmen entweder bei Sub-Unternehmen angestellt oder sie erhalten als solo-selbstständig über das Amazon-Flex-Modell Aufträge. Auch sie berichteten den Berater*innen vom hohen Zeitdruck und kaum zu bewältigenden Paketbergen. Bei Amazon Flex winkt ein Stundenlohn von 25 Euro. Dafür aber: 16-Stunden-Arbeitstage, die Verpflichtung ein Fahrzeug zu leasen, eine genaue und verpflichtende Tourenvorgabe und die metergenaue Standortverfolgung per Tracking. Für ver.di ist das keine selbstständige Tätigkeit. Die Sozialversicherungsträger sind hier aufgefordert, ein Statusfeststellungsverfahren bei allen Betroffenen einzuleiten.

Der Online-Handel mit kostenfreier Lieferung und Rücksendung funktioniert – allerdings nur, weil die Marge zulasten der Fahrer*innen gemacht wird. Es braucht dringend strengere staatliche Regulierungen und vermehrte Kontrollen. ver.di fordert, alle Fahrer*innen direkt bei Amazon zu beschäftigen – schließlich tragen sie massiv zum Unternehmenserfolg bei. Darüber hinaus fordern ver.di und DGB, das seit 2018 für die Paketbranche geltende Gesetz zur Nachunternehmerhaftung auf die gesamte Speditions- und Logistikbranche auszuweiten.

 

 



#ausgeliefert: Auf­takt der Ama­zon-Ak­ti­ons­ta­ge

 

 

Vom 1. bis 4. September fanden an über 30 Standorten Info-Aktionen vor den Werkstoren Amazons statt. Berater*innen sprachen dabei mit den Lkw- und Kurierfahrer*innen über ihre Arbeitsbedingungen, informierten sie über ihre Rechte und verteilten tausende Flyer mit weiteren Beratungsmöglichkeiten – in mehreren Sprachen.

 

Dafür positionierten sich die Berater*innen der Beschäftigten-Beratungsnetzwerke vor der Einfahrt der Amazon-Lager, um die Fahrer*innen abzupassen. Unter viel Zeitdruck berichteten einige Paketkurierfahrer*innen von ihren Arbeitsbedingungen und der riesigen Paketmenge, die sie tagtäglich ausliefern müssen.

Vor Ort dabei waren Andrea Kocsis (stellvertretende ver.di-Vorsitzende), Anja Piel und Stefan Körzell (beide DGB-Bundesvorstand) sowie Vizekanzler Olaf Scholz (SPD). An den Aktionen waren die Beratungsnetzwerke Faire Mobilität, Faire Integration (DGB-Bildungswerk) sowie Gute Arbeit (Arbeit + Leben, DGB/VHS) und ver.di beteiligt. Die Beratung fand in mehreren Sprachen statt und hat rund 8.000 Menschen erreicht.