Der Versandhandel ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Mit mehr als vier Milliarden Paket- und Kuriersendungen, die jährlich in Deutschland zugestellt werden, ist er für die meisten Konsument*innen zur festen Gewohnheit geworden: Ein Klick und bald ist dein Paket da. Das Hamburger Museum der Arbeit widmet sich nun in einer Sonderausstellung diesem seit Jahren boomenden Wirtschaftszweig.
Am Anfang der Ausstellung steht eine bunte Sammlung von Waren, die in den letzten 25 Jahren in Deutschland am häufigsten über Amazon bestellt wurden. Die Vielfalt – von Lernmaterial über Katzenfutter bis hin zu Erotikartikeln – drückt aus, welche Bedeutung die Pakete für die Konsument*innen haben. Man bekommt nahezu alles mit nur einem Klick direkt nach Hause geliefert.
Die Ausstellung beschäftigt sich mit der Geschichte des Versandhandels und mit der Arbeit, die hinter unseren Bestellungen steckt. Mit einem Rückblick auf die historische Entwicklung gelingt es, nostalgische Erinnerungen an vergangene Zeiten zu wecken. Verschiedene Exponate wie alte Kataloge der großen Versandhäuser oder die Werbung längst verschwundener Anbieter zeugen von einer Zeit, als man seine Bestellung noch auf Papier, per Post oder am Telefon aufgab.
Wenn von Versandhandel und Hamburg die Rede ist, fällt schnell der Name „OTTO“ – so auch bei dieser Ausstellung, die der hanseatische Versandhändler anlässlich seines 75-jährigen Firmenjubiläums unterstützt. OTTO lässt seine Waren von der Logistiktochter Hermes ausliefern, die für die Zustellung auf der letzten Meile meist Subunternehmer beauftragt. Die Ausstellung verweist auf „strenge Kontrollen, die zum Beispiel tarifliche Bezahlung oder gesetzlich geregelte Pausenzeiten sicherstellen sollen.“ Dass es bei den Subunternehmern so gut wie nie eine tarifliche Entlohnung oder einen Betriebsrat gibt, der die Pausenzeiten kontrollieren könnte, bleibt unerwähnt.
Obwohl die Ausstellung von OTTO gesponsert wird, spielen die Arbeitsbedingungen in der Branche durchaus eine Rolle. Allerdings hätte man sich vom Museum der Arbeit einen schärferen und noch kritischeren Blick auf die Rolle und Realität von Subunternehmen in der Paketbranche gewünscht. Ein Video-Interview mit Hedi Tounsi, Betriebsrat und ver.di-Vertrauensperson bei Amazon, erläutert die Probleme der Arbeitnehmervertretung dort und in der Branche.
Branchenfremde können sich in der Ausstellung durch interaktive Stationen ein Bild von der Arbeit in einem Paketzentrum machen. Bei „Paketris“ werden Pakete aus einem Gitterwagen auf ein Förderband geladen, über die Rollen transportiert, auf der anderen Seite wieder in Empfang genommen und dann geschickt an einer Containerwand gestapelt. Das ausgestellte Exoskelett erinnert an die harte körperliche Arbeit, die nötig ist, um unsere Pakete an die Haustür zu bringen.
Die Ausstellung „Dein Paket ist da! Shoppen auf Bestellung“ ist bis zum 28. April 2025 im Museum der Arbeit, Wiesendamm 3, 22305 Hamburg zu sehen. Der Eintritt kostet 8,50 € pro Besucher*in (ermäßigt 5,00 €, Kinder und Jugendliche sowie Schwerbehinderte kostenlos). Weitere Informationen: www.shmh.de/ausstellungen/dein-paket-ist-da