Erfolg für ver.di – 13.000 Entfristungen bei der Deutschen Post

22.02.2022

Zu viele Beschäftigte haben einen befristeten Arbeitsvertrag. Befristungen sind eine Form von prekären Beschäftigungsverhältnissen, da es für die betroffenen Arbeitnehmer*innen schwierig ist, für die Zukunft zu planen. Auch bei Mietverträgen oder Kreditanträgen müssen sie größere Hürden überwinden. Im Arbeitsleben überlegt man es sich dann auch zweimal, ob man eine Schicht ablehnt oder sich krankmeldet. Befristet Beschäftigte sind zudem oft nicht Gewerkschaftsmitglied oder beteiligen sich an einem Streik, da sie Sorge haben, dass ihr Vertrag nicht verlängert wird.

 
ver.di-Initiative unbefristet

 

Rund 40 Prozent der jährlichen Neueinstellungen sind befristet und rund die Hälfte aller Befristungen erfolgen ohne Sachgrund. Bei der Deutschen Post AG gibt es Standorte, an denen jede*r dritte Arbeitnehmer*in einen Arbeitsvertrag mit Ablaufdatum hat. Um dagegen vorzugehen, hat ver.di mit der Initiative (un)befristet Druck auf die Deutsche Post ausgeübt und mit vielfältigen Aktionen ein Zeichen gesetzt.

Mit Erfolg: Die im September geäußerte Zusage der Deutschen Post, bis Jahresende 2021 die Arbeitsverträge von 5.000 Kolleg*innen zu entfristen, wurde eingehalten. Im Zeitraum September bis Dezember wurden mehr als 5.400 Kolleg*innen entfristet, im gesamten Jahr 2021 über 13.000. Dies ist ein Erfolg der vielen aktiven ver.di-Mitglieder, des Gesamtbetriebsrates der DP AG und der Betriebsräte vor Ort.

So auch im ZSP Kiel-Friedrichsort: Dort war die Arbeit der Vertrauensleute und des Betriebsrates ein voller Erfolg. Vor Weihnachten wurden zwei Kolleg*innen durch den unermüdlichen Einsatz der ver.di-Betriebsgruppe entfristet.

„Meine Entfristung stand auf der Kippe, aber die Vertrauensleute haben sich stark für mich eingesetzt, dass ich endlich einen unbefristeten Vertrag erhalte.“
Pamela Steffen, ZSP Kiel-Friedrichsort

ver.di hatte sich im Vorfeld der Bundestagswahl auf der politischen Ebene besonders stark gemacht und sich für die Abschaffung und Einschränkung von Befristungen im Arbeitsleben eingesetzt.

Was sagt der Koalitionsvertrag zum Thema Befristungen?

Der Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung zwischen SPD, Bündnis 90/Die Grünen und der FDP wurde am 24. November 2021 unterzeichnet und ist bezogen auf das Thema Befristungen ernüchternd. Der Missbrauch von Befristungen mit und ohne Sachgrund soll nur für den Bereich des öffentlichen Dienstes angepackt werden. Das ist zu wenig. Unsichere Arbeitsverhältnisse durch Befristungen gibt es in vielen Branchen, wie den Postdiensten, der Logistik, dem Handel sowie im Kultur- und Medienbereich.

Um Kettenbefristungen einzudämmen, sollen mit Sachgrund befristete Arbeitsverträge beim selben Arbeitgeber auf sechs Jahre begrenzt sein. Dies ist immerhin ein Fortschritt, befristete Arbeitsverträge sollten aber der Vergangenheit angehören. ver.di kämpft weiterhin dafür:

  • Sachgrundlose Befristung abzuschaffen,
  • Sachgründe einzuschränken,
  • Kettenbefristung sind vollständig zu unterbinden.