Schenker-Verkauf an DSV

© picture alliance / Ritzau Scanpix / Mads Claus Rasmussen
LKW der DSV vor Firmensitz
25.10.2024

Nun ist es beschlossene Sache: Die Deutsche Bahn verkauft DB Schenker für 14,8 Milliarden Euro an den dänischen Logistikkonzern DSV. Nachdem der Bahn-Aufsichtsrat die Übernahme Anfang Oktober abgesegnet hat, drängt ver.di darauf, Arbeitsplätze, Tarifverträge und die Mitbestimmung dauerhaft zu sichern.

„Nach den monatelangen Diskussionen im Verkaufsprozess sind die Kolleg*innen nachvollziehbar verunsichert. Sie brauchen endlich Klarheit und Sicherheit, dass ihre Arbeitsplätze erhalten bleiben“, erklärte der Leiter der ver.di-Bundesfachgruppe Logistik, Stefan Thyroke, nach dem Aufsichtsratsbeschluss. DSV sei in der Pflicht, die Arbeitsplätze bei Schenker langfristig zu sichern. Der Entscheidung vorausgegangen waren kontroverse Diskussionen und Proteste. Mit aktiven Mittagspausen und Mahnwachen hatten Beschäftigte am 11. September bundesweit an Schenker-Standorten für Transparenz und den Erhalt der Arbeitsplätze demonstriert.

Hintergrund sind Befürchtungen, dem Zusammenschluss könnten tausende Arbeitsplätze zum Opfer fallen. Nach den Aktionen hat die DSV-Spitze erklärt, es gehe um maximal 1.900 Stellen, die vor allem in der Essener Schenker-Zentrale gestrichen werden könnten. „Wir nehmen DSV in die Pflicht, den Abbau von Arbeitsplätzen so weit wie irgend möglich zu begrenzen“, betonte Thyroke. „Wo er nicht vermieden werden kann, müssen die Folgen für die betroffenen Beschäftigten sozial abgefedert werden.“ Der Gesamtbetriebsrat von Schenker hat hierzu bereits vor längerem einen Rahmensozialplan ausgehandelt. Zudem will der Konzern einen Sonderfonds von zehn Millionen Euro einrichten, um soziale Härten zu vermeiden.

 

Tarifbindung für zwei Jahre garantiert

Insgesamt will der Konzern allerdings Arbeitsplätze nicht ab- sondern auf-bauen. In fünf Jahren würden wahrscheinlich mehr Menschen in dem fusionierten Unternehmen beschäftigt sein als heute in beiden Firmen zusammen, kündigte DSV in einer Mitteilung an. In den kommenden drei bis fünf Jahren soll demnach eine Milliarde Euro in Deutschland investiert werden. Die Deutsche Bahn hatte in den vergangenen Jahren nur wenig in Schenker investiert und seine Logistiktochter vor allem als „Cash Cow“ genutzt, um seine miserablen Bilanzen etwas aufzupolieren.

Insgesamt kommen Schenker und DSV – deren Zusammenschluss im Laufe des kommenden Jahres vollzogen werden soll – auf weltweit 150.000 Beschäftigte, davon rund 18.000 in Deutschland. DSV ist in drei maßgeblichen Gesellschaften strukturiert, auf die die rund 12.000 Schenker-Beschäftigten aufgeteilt werden sollen: DSV Road, DSV Air & Sea und DSV Solutions. All diese GmbHs sollen dann über der Marke von 2.000 inländischen Beschäftigten liegen, ab der mitbestimmte Aufsichtsräte einzurichten sind. Sobald die Zusammenführung abgeschlossen ist, will ver.di kommenden Sommer Aufsichtsratswahlen anstoßen.

Zentral ist aus Sicht der Gewerkschaft, dass die Tarifbindung und alle Betriebsvereinbarungen bei Schenker erhalten bleiben. DSV hat dies für mindestens zwei Jahre garantiert. Doch ver.di will mehr: Auch bei DSV selbst sollten in Zukunft die Flächentarifverträge des Logistikgewerbes zur Anwendung kommen, fordert Thyroke. „Für die Beschäftigten des gemeinsamen Unternehmens müssen einheitliche, gute Arbeitsbedingungen gelten. Dafür macht sich ver.di gemeinsam mit den Betriebsräten und dem Gesamtbetriebsrat stark.“ 

Daniel Behruzi