... kommt nicht nur das Christkind! Alle Jahre wieder stehen auch die Kolleg*innen in den Verteil- und Zustellzentren sowie die Zusteller*innen vor enormen Sendungsmengen, die in der Vorweihnachtszeit verschickt, umgeschlagen und zugestellt werden müssen.
In gewisser Weise ist es ja tatsächlich bequemer, die Weihnachtseinkäufe von zu Hause aus online zu erledigen. Und oft genug zudem mit kostenlosem Versand und Rückversand. Der Online- und Versandhandel ist ein etabliertes und seit Jahren wachsendes Geschäftsmodell, das zuletzt während der Pandemie noch einmal kräftig zugelegt hat. Nicht weniger als 4,51 Milliarden Sendungen wurden im Pandemiejahr 2021 in Deutschland bewegt; das Sendungsvolumen hatte sich damit gegenüber 2011 (2,47 Milliarden) fast verdoppelt. Nach einem Rückgang um 7,98 Prozent im Jahr 2022 stiegen die Sendungsmengen der Kurier-, Express- und Paketdienste (KEP) in Deutschland im Jahr 2023 wieder an – wenn auch nur um moderate 0,6 Prozent. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 4,175 Milliarden Sendungen bewegt, wobei in den Monaten November und Dezember in der gesamten Branche die Sendungsmengen täglich um bis zu 50 Prozent zunehmen (Quelle: BPEX). DHL spricht sogar von täglich bis zu 75 Prozent mehr Paketen.
Als gäbe es in der Vorweihnachtszeit nicht schon genug Pakete zu bewegen, kurbeln Verkaufsaktionen wie der „Black Friday“ am 29. November oder der „Cyber-Monday“ am 2. Dezember das Geschäft zusätzlich an – und bringen die Beschäftigten in der Paketbranche noch mehr ins Schwitzen!
Ohnehin kommen die Zusteller*innen wegen ihrer schwierigen Arbeitsbedingungen das ganze Jahr über an ihre körperlichen Grenzen. Da die sogenannte „letzte Meile“ – der Transport vom letzten Paket- und Verteilzentrum zum Kunden – der kostenintensivste Teil der Logistikkette ist, wird versucht, hier am meisten zu sparen: durch Subunternehmen.
Subunternehmen besonders problematisch
Mehr als die Hälfte der rund 90.000 Zusteller*innen der KEP-Branche in Deutschland sind für ein Subunternehmen tätig. Die Arbeitsbedingungen in den kleinen, selten mitbestimmten und meist tariflosen Unternehmen sind häufig unterirdisch. Migration und Arbeitsausbeutung gehen dabei Hand in Hand: Der/die typische Subunternehmer-Zusteller*in ist in der Regel neu zugewandert, hat einen unsicheren Aufenthaltsstatus und spricht schlecht oder gar kein Deutsch. Die Kolleg*innen klagen unter anderem über täglich zu viele Stopps (laut eigener ver.di-Erhebung im Schnitt 220), zu viele Pakete (im Schnitt 300) und bis zu vier Überstunden, die oft nicht bezahlt werden. Im Krankheitsfall droht die Entlassung.
ver.di setzt sich seit 2021 auf politischer Ebene für ein Verbot von Subunternehmen in der Paketbranche ein – und wird diese Forderung auch gegenüber der neuen Bundesregierung aufrechterhalten. Ebenso wie die Forderung nach einer Gewichtsgrenze von 20 kg pro Paket im Ein-Personen-Handling. Eine Forderung, für deren Umsetzung der Bundeswirtschaftsminister zuständig ist.
Um gerade in der hektischen Vorweihnachtszeit, die eigentlich von Nächstenliebe geprägt sein sollte, auf die katastrophalen Zustände in der Branche aufmerksam zu machen, führt ver.di alle Jahre wieder eine Aktionswoche durch. Mit großartiger Unterstützung durch die Beratungsstellen „Faire Integration“, „Faire Mobilität“, „Arbeit und Leben“ sowie weiterer landesfinanzierter Beratungsstellen nutzen wir auch in diesem Jahr die Tage vor dem „Black Friday“, um vor den Toren der Paket- und Verteilzentren mit den Beschäftigten ins Gespräch zu kommen.
Damit die Zusteller*innen auch selbst mal ein „Päckchen“ bekommen, verteilen wir kleine Schokoladentafeln im Paketdesign und eine Postkarte mit unserer Forderung zur Einführung der 20-Kilo-Grenze – verbunden mit der Einladung, Mitglied zu werden. Geplant sind Aktionen an rund 80 Standorten. Vielleicht auch in Deiner Nähe!