Die Sendungsmenge hat sich bei der Deutschen Post in den letzten Jahren stark verändert: Pakete spielen eine immer größere Rolle und das Briefgeschäft nimmt weiter ab. Dieser Verschiebung in den Sendungsmengen will die Deutsche Post AG mit einer Änderung in der Zustellorganisation begegnen.
Die Sendungsmenge an versendeten Briefen und Paketen nahm in den letzten Jahren stetig zu. Von 801 Millionen Sendungen im Jahr 2010 auf 2133 Millionen Sendungen Ende 2021 – eine Steigerung um 166 Prozent. Vor allem gab es in den letzten zwei Jahren einen starken Zuwachs, da mehr Kund*innen während der Corona-Pandemie Briefe und Pakete versendeten.
Darüber hinaus hat sich auch der Sendungsmix verändert. Im Jahr 2010 wurden 21 Mal so viele Briefe wie Pakete versendet, im Jahr 2020 waren es nur noch acht Mal so viel. Das Verhältnis änderte sich innerhalb von zehn Jahren von 21:1 auf 8:1. Auch in der Zukunft wird der Briefversand eher abnehmen und die Auslieferung von Paketen stark zunehmen.
Dies hat weitreichende Folgen für die Zustellung: Da Briefe vor allem zu Fuß oder mit dem Fahrrad ausgetragen werden und in Zukunft weniger Briefe versendet werden, wird von der DP AG eine Schrumpfung der Zustellbezirke von 2.400 auf 1.660 forciert, dafür werden sie geographisch größer und die Wege weiter. Das gleiche Bild ergibt sich in der Zustellung per Fahrrad. Die Zustellbezirke werden weniger – prognostiziert wird ein Schwund um 39 Prozent, von 14.300 auf 8.770. Dafür nimmt im Gegenzug auch die geografische Ausdehnung zu. Hierdurch müssen die Beschäftigten eine größere Strecke zurücklegen. Hier muss es aber nach ver.di klare Kapazitätsgrenzen geben.
Die DP AG möchte dieser Herausforderungen begegnen, indem sie die Verbundzustellung im ländlichen und verstärkt auch im sub-urbanen Raum ausweitet. Unter Verbundzustellung wird verstanden, dass Briefe und Pakete zusammen von einem Beschäftigten ausgetragen und nicht mehr separat zugestellt werden. Im ländlichen Raum sollen in Zukunft 100 Prozent der Briefe und Pakete im Verbund ausgeliefert werden. Um hier der steigenden Belastung für die Beschäftigten adäquat zu begegnen, ist der Arbeitgeber aufgefordert, entsprechende Hilfsmittel bereitzustellen, um die Arbeit in der Zustellung zu erleichtern. Darüber hinaus fordert ver.di, dass die reine Brief- und Paketzustellung auch nach 2025 als relevantes Angebot für die Beschäftigten erhalten bleibt.
ver.di hat eine klare Position zur Zukunft in der Zustellung: Unbefristete Vollzeitarbeitsplätze müssen die Regel sein und der Beginn und das Ende der Arbeitszeit muss genau definiert sein. Für alle Arbeitnehmer*innen werden namentliche Dienstpläne aufgestellt und freie Tage gewährleistet. Für ver.di stehen eine gesunde Arbeitszeitgestaltung und die Situation der einzelnen Beschäftigten im Fokus. Sie müssen adäquat vor körperlichen und psychischen Belastungen geschützt werden. Dafür setzt sich ver.di gemeinsam mit den Betriebsräten und Betriebsgruppen ein.
Am 21. und 22. März 2022 fand in Berlin die Arbeitstagung der Vorsitzenden der ver.di-Betriebsgruppen der Deutschen Post AG (DP AG) in Berlin statt. Zur aktuellen politischen Lage nahm die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Andrea Kocsis Stellung: Der Krieg in der Ukraine, die Einführung des Mindestlohns, die Forderung nach einem Bundestariftreuegesetz und einer Änderung des Teilzeit- und Befristungsgesetzes, die Tarifrunde bei der DP AG Endes des Jahres sowie die Initiative (un)befristet.
Darüber hinaus referierte Thorsten Kühn, ver.di-Bundesfachgruppenleiter Postdienste, über die Veränderung in der Zustellorganisation bei der DP AG (siehe oben). Bei der Arbeitstagung gab es noch weitere Themenblöcke zur Zukunft der Mitgliederentwicklung, zur betrieblichen Situation bei der DP AG und zum Vergaberecht.