Die jährliche Vollversammlung bot vom 3. – 4. Juli eine Plattform für spannende Diskussionen, Vorträge und die Verleihung des InklusionsAWARD, der 2017 aus einer gemeinsamen Idee zwischen Arbeit-geber, Konzernbetriebsrat und Konzernschwerbehindertenvertretung der DHL Group entstand.
Der InklusionsAWARD zeichnet herausragende Projekte und Initiativen aus, welche die Inklusion von Mitarbeiter*innen mit Behinderung bei der DHL Group voranbringen. Dieses Jahr konnte die DHL Freight GmbH mit innovativen Recruiting-Projekten überzeugen. So konnte sie am Standort Worms durch eine enge Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe e.V. Mitarbeiter*innen mit Behinderung gewinnen. Zusätzlich starteten sie in Renningen eine Zusammenarbeit mit einem Berufsbildungswerk und einem Integrationsfachdienst, um eine Ausbildung für Menschen mit Lernschwierigkeiten zu organisieren, die sie auf den ersten Arbeitsmarkt vorbereitet. Neben dem Award wurde ein Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro verliehen, welches sie für zukünftige Inklusions-Aktivitäten einsetzen können.
Inklusion als Chance
Ein Höhepunkt der Veranstaltung war der Vortrag von Jürgen Dusel, dem Beauftragten der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, gefolgt von einer Podiumsdiskussion mit den Schwerpunktthemen Fortschritt der Barrierefreiheit in Deutschland, Rechte der Schwerbehindertenvertretungen und betriebliches Eingliederungsmanagement. Jürgen Dusel betonte in seiner Rede: „Demokratie braucht Inklusion. Wer sich für Inklusion einsetzt, der macht eigentlich Demokratiearbeit. Ich bin der tiefen Überzeugung, dass das die zwei Seiten derselben Medaille sind.“ Mit diesem Statement machte er deutlich, dass Menschen mit Behinderung Bürger*innen unseres Landes mit genau den gleichen Rechten wie alle anderen auch seien. Es gehe darum, ob wir in einem Land leben wollen, in dem alle Menschen wertgeschätzt werden, alle gleich viel wert sind und die gleichen Chancen haben.
Die Vorsitzende der Konzern- und Gesamtschwerbehindertenvertretung, Ina Spörrer berichtete über einen geplanten Neubau von einem DHL Express Gebäude in Schkeuditz, bei dem anfänglich nicht barrierefrei geplant wurde. Es wurden nicht einmal behindertengerechte Toiletten berücksichtigt. Erst auf Nachdruck der Schwerbehindertenvertretung wurden Barrieren abgeschafft. Das Problem sei ein größeres. Der Behindertenbeauftragte Jürgen Dusel verdeutlichte „weniger als 25 Prozent der Arztpraxen in Deutschland sind barrierefrei und nur ca. 20 Praxen in der Gynäkologie sind für Frauen mit Behinderung zugänglich.“
Herausforderungen und Fortschritte
Die Vollversammlung hat erneut gezeigt: Es bedarf kontinuierlicher Anstrengungen und eines gemeinsamen Engagements, um die Barrieren im Arbeitsleben und im Alltag weiter abzubauen. Nur durch eine inklusive Gesellschaft können wir sicherstellen, dass jeder Mensch, unabhängig von seinen individuellen Voraussetzungen, die gleichen Rechte hat.
Laut Bundesagentur für Arbeit sind derzeit über 170.000 schwerbehinderte Menschen in Deutschland arbeitslos und nur 39 Prozent der beschäftigungspflichtigen Arbeitgeber kommen ihrer gesetzlichen Pflicht zur Beschäftigung schwerbehinderter Menschen nach. Ihre Beschäftigungspflicht gar nicht erfüllt haben hingegen 25,9 Prozent der beschäftigungspflichtigen Betriebe. Im § 154 des Sozialgesetzbuchs ist die Pflicht der Arbeitgeber zur Beschäftigung schwerbehinderter Menschen geregelt. So müssen Betriebe, die im Jahresdurchschnitt über monatlich mindestens 20 Arbeitsplätze verfügen, auf mindestens fünf Prozent der Arbeitsplätze schwerbehinderte oder ihnen gleichgestellte behinderte Menschen beschäftigen. Der Bericht des Sozialverbandes VdK Deutschland weist allerdings darauf hin, dass Beschäftigte mit Behinderung durch hohe Motivation und Engagement glänzen.