(UN)BEFRISTET – Themenwoche bei der Deutschen Post AG

15.06.2021

„Das schaffe ich nie… aber wenn ich die Arbeit heute liegen lasse, bekomme ich vielleicht keine Vertragsverlängerung“ – damit solche oder ähnliche Sätze von Beschäftigten bei der Deutschen Post bald der Vergangenheit angehören, hat ver.di die Initiative (un)befristet ins Leben gerufen. Ende April fanden während einer ersten Themenwoche bundesweit an unzähligen Standorten verschiedene Aktionen statt.

 

Bei der Deutschen Post AG arbeiten rund 15 Prozent der Beschäftigten mit einem befristeten Arbeitsvertrag. Der Bundesdurchschnitt über alle Berufstätigen hinweg beträgt 7,4 Prozent (2019, Statistisches Bundesamt). Währenddessen verkündet die DP DHL Group, ihren Gewinn vervierfacht zu haben. Gute Zeiten für die Post – aber für die (Neu-)Beschäftigten gibt es meist nur einen Arbeitsvertrag mit Ablaufdatum.

Warum ist (un)befristet wichtig?

Befristete Arbeitsverträge haben Auswirkungen: Auf die Beschäftigten mit einem solchen Vertrag und auf ihre Lebensplanung. Sie neigen eher dazu, bei der Arbeit an ihre Belastungsgrenze – oder sogar darüber hinaus – zu gehen oder sie kommen krank zur Arbeit. Laut Berufskrankenkassen erwischt es jedoch die Kolleg*innen in der Branche besonders häufig und intensiv. Durch einen befristeten Vertrag wird diese körperliche und psychische Belastung noch verschärft, denn aus Sorge um den Arbeitsplatz gehen die Betroffenen seltener zur Ärztin oder zum Arzt.

(un)befristet – die Initiative

Die ver.di-Initiative „(un)befristet“ des Fachbereichs setzt genau hier an: Die Beschäftigten in Verwaltung, Sortierung und Zustellung sorgen mit ihrer täglichen Leistung für Rekordgewinne bei der Deutschen Post. Und dies bereits seit mehreren Jahren. Dafür haben sie mehr Wertschätzung verdient. Diese schlägt sich zum einen in guter, tarifgebundener Arbeit nieder, aber auch mit einem sicheren und unbefristeten Arbeitsplatzangebot.

Themenwoche vor Ort

Während der Themenwoche vom 26. bis 30. April setzten ver.di-Kolleg*innen an etlichen Standorten ein Zeichen: Die befristeten Kolleg*innen haben Respekt – und damit einen festen Arbeitsvertrag – verdient. Um die Kolleg*innen zu informieren und den ver.di-Standpunkt deutlich zu machen, fanden verschiedene Aktionen in den Betrieben statt. So sammelten engagierte Kolleg*innen Unterschriften der Beschäftigten gegen die Befristungspolitik des Arbeitgebers, starteten Fotoaktionen zum Beispiel vor dem Werkstor und verliehen dem Anliegen Nachdruck, indem sie Flyer verteilten. Die Kolleg*innen sollten auf das Thema und die Unterstützungsange-bote von ver.di aufmerksam gemacht werden, zudem wurden Politiker*innen eingeladen und in die Problematik eingebunden. In Hessen berichtete sogar ein Fernsehteam über die Aktionen vor Ort und fing die Stimmen unserer Kolleg*innen ein.

Wie geht es weiter?

Die Themenwoche war der Auftakt, um die ver.di-Forderungen (noch) sichtbarer zu machen, Kolleg*innen zu informieren und den Druck auf die Politik und den Arbeitgeber zu erhöhen. Zudem führt der ver.di-Fachbereich vertiefende Seminare für Betriebsräte durch, um Hebel und Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen (siehe dazu Seite 10 dieser Ausgabe).

Im Vorfeld der Bundestagswahlen muss der Druck auf die politischen Parteien steigen. Denn obwohl eine Eindämmung der Befristungsmöglichkeiten im Koalitionsvertrag vereinbart wurde, blockiert die CDU/CSU eine solche Gesetzesänderung weiterhin vehement.

Auch im Betrieb ist klar: Befristungen müssen drastisch reduziert werden und den Betroffenen wie auch ihren Teamkolleg*innen muss Sicherheit gegeben werden.

 

Du bist von Befristung betroffen und/oder möchtest aktiv werden?

Sprich mit deinen ver.di-Vertrauensleuten, -Betriebsgruppen oder Betriebsräten. Bei rechtlichen Fragen helfen dir auch die ver.di-Gewerkschaftssekretär*innen weiter und beraten dich gerne. Die Kontaktmöglichkeiten findest du hier.