Forderung Tarifrunde DP AG 2025

© Marc Wehlings
Fahnen auf einer Demo von ver.di
05.12.2024

Die Deutsche Post AG muss liefern – und zwar Lohnerhöhungen und drei zusätzliche Urlaubstage für ihre rund 170.000 Tarifbeschäftigten. Außerdem fordert die ver.di-Konzerntarifkommission die Verlängerung der Postzulage für die etwa 19.000 Beamtinnen und Beamten im Unternehmen sowie einen weiteren freien Tag für Gewerkschaftsmitglieder. Am 8. Januar 2025 starten die Tarifverhandlungen. Jetzt gilt es, Druck zu machen.

Für Heidi Kröll steht fest: „Die Forderungen sind absolut gerechtfertigt!“ Gemeinsam mit den anderen ehrenamtlichen Mitgliedern der ver.di-Konzerntarifkommission hat die Betriebsrätin aus der Niederlassung Zwickau am 26. November die Hand für das Forderungspaket gehoben. „Die allermeisten von uns verdienen ohnehin schon weniger als den Durchschnittslohn“, betont die Gewerkschafterin. „Besonders für die Kolleginnen und Kollegen in den unteren Entgeltgruppen ist jeder Cent wichtig. Sie brauchen dringend mehr Kohle, um über die Runden zu kommen.“

Sieben Prozent mehr bei einer Laufzeit von zwölf Monaten lautet die Forderung – und zwar für alle, inklusive Auszubildende und dual Studierende. „Das finde ich richtig gut“, sagt die Betriebsrätin Rebecca Hof aus Würzburg, die sich ebenfalls in der ver.di-Konzerntarifkommission engagiert. „Junge Leute können sich auf dem Ausbildungsmarkt aussuchen, wo sie hingehen. Deshalb muss die Deutsche Post eine gute Ausbildungsvergütung und ordentliche Löhne bieten, um attraktiv zu bleiben.“ Ohne Nachwuchs habe das Unternehmen keine Zukunft, zumal in den nächsten Jahren etliche Kolleg*innen in den wohlverdienten Ruhestand gehen.

 

Die von der Konzerntarifkommission beschlossenen Forderungen entsprächen ziemlich genau dem, wofür sich mehr als 45.000 ver.di-Mitglieder in einer breit angelegten Befragung ausgesprochen hätten, erklärt Rebecca Hof. Die zunächst vorgeschlagene Forderung von sechs Prozent mehr Geld hatten viele als zu gering empfunden. Zugleich stellte die Mehrheit der Befragten klar, dass sie wegen der gestiegenen Arbeitsbelastung mehr Zeit zur Regeneration brauchen. „Ob Verlader, Zusteller oder andere – die Kolleg*innen haben einen Knochenjob“, sagt Heidi Kröll. In der Zustellung müssen Beschäftigte immer noch bis zu 31,5 Kilogramm schwere Pakete alleine transportieren. Zu einer Begrenzung auf höchstens 20 Kilogramm, wie es ver.di fordert, konnten sich die politisch Verantwortlichen bislang nicht durchringen.

Die Zwickauer Betriebsrätin betont, dass die Arbeit nicht nur körperlich, sondern oft auch psychisch sehr belastend ist. „Der Arbeitsdruck hat massiv zugenommen. Der Stress macht die Menschen krank, sie brauchen einen Ausgleich.“ Das bekräftigt auch ihre Kollegin Rebecca Hof, die darauf hinweist, dass Zusteller*innen nicht selten Konflikte mit aggressiven Menschen im Straßenverkehr oder mit Kundinnen und Kunden aushalten müssten. „Als Ausgleich für solche Belastungen sind zusätzliche freie Tage, die die Kolleg*innen nach ihren Bedürfnissen planen können, genau das Richtige.“

Besonders froh ist Heidi Kröll über die Forderung nach einem Vorteil für Gewerkschafter*innen. „Ein weiterer freier Tag wäre eine gute Botschaft an die ver.di-Mitglieder, dass ihr Engagement gewürdigt wird“, meint die 53-Jährige. „Schließlich sind sie es, die Tarifverträge überhaupt erst ermöglichen.“

Dass die ver.di-Mitglieder der Post bereit sind, sich für diese Forderungen einzusetzen, haben sie in der Befragung sehr deutlich gemacht: Die überwältigende Mehrheit der Kolleg*innen ist bereit, wenn es notwendig wird, die Forderung auch mit einem Streik durchzusetzen. „Der Frust ist so groß – wenn es am Verhandlungstisch nicht genug Bewegung gibt, stehen die Leute vor dem Tor“, ist Heidi Kröll überzeugt. Diese Stimmung hat auch Rebecca Hof bei der aufsuchenden Befragung in den vergangenen Wochen erlebt. „Mehr Geld und freie Tage sind sehr greifbare Themen, die das Leben der Menschen positiv beeinflussen. Sie dafür zu mobilisieren, ist nicht schwer.“ Sie hoffe, dass die Konzernspitze bei den am 8. Januar 2025 beginnenden Verhandlungen rasch Einsicht zeigt, sagt die 33-Jährige. „Andernfalls sind wir auch zu einer härteren Auseinandersetzung bereit.“

„Nur mit deutlichen Lohnsteigerungen lassen sich die noch immer hohen Kosten und Lebensmittelpreise bewältigen. Und die zusätzlichen Urlaubstage sind dringend notwendig für den Gesundheitsschutz der Kolleginnen und Kollegen, der Krankenstand liegt auf Rekordhöhe. Wegen steigender Paketmengen und  gewichte brauchen unsere Mitglieder weitere Entlastung durch zusätzliche Freizeit.“
Andrea Kocsis, Mitglied im ver.di-Bundesvorstand

Daniel Behruzi