Tarifausschau 2024

25.03.2024

Mitglieder erwarten deutliche Tariferhöhungen im Jahr 2024

Die deutsche Wirtschaft ist im vergangenen Jahr um 0,3 Prozent geschrumpft. Natürlich hat das zum einen mit der weltwirtschaftlichen Lage und dem Rückgang der Exporte zu tun, zum anderen ist dies aber auch mit der Kaufzurückhaltung der Verbraucher*innen zu erklären.

Gerade die Privathaushalte sind stark betroffen von steigenden Preisen. Und der private Konsum wird vor allem von den Einkommen der Privathaushalte beeinflusst. Die Kaufkraft geht zurück, wenn die Inflation nicht ausgeglichen wird und die Reallöhne der Beschäftigten sinken. Daher gilt gerade für die anstehenden Tarifrunden im Jahr 2024, dass die Kaufkraft der Privathaushalte stabilisiert werden muss, damit die Inlandsnachfrage belebt wird und die Wirtschaft davon profitiert.  

In den Tarifbereichen, in denen 2023 Tarifabschlüsse durchgesetzt werden konnten, kann davon ausgegangen werden, dass eine Sicherung der Reallöhne durch gute Tarifabschlüsse gelungen ist. So stehen der hohen Inflation im Jahr 2023 von 5,9 Prozent bei der Deutschen Post AG und in vielen Konzernunternehmen der DHL neben steuer- und abgabenfreien Inflationsausgleichssonderzahlungen im Jahr 2024 deutlich zweistellige Tariferhöhungen gegenüber.

 
ver.di Demo DP AG

Aktuell geht die Teuerungsrate weiter zurück – laut Statistischem Bundesamt wird sie im Februar 2024 voraussichtlich bei 2,5 Prozent liegen. Dennoch müssen bei Tarifverhandlungen häufig Reallohnverluste der letzten Jahre ausgeglichen werden. Die aktuelle Laufzeit von Tarifverträgen liegt in vielen Bereichen bei zwei Jahren. In den Tarifbereichen, die erst jetzt im Jahr 2024 verhandelt werden, konnten daher häufig die hohen Preissteigerungen – 6,9 Prozent im Jahr 2022 und 5,9 Prozent im Jahr 2023 – nicht kompensiert werden. Hier bestehen hohe Nachholbedarfe, sodass hohe Tarifergebnisse nötig sind. Aktuell werden bundesweite Tarifverhandlungen für die DHL Express Deutschland geführt, ver.di fordert eine Erhöhung der Tarife um 11 Prozent.

In den Bundesländern Niedersachsen und NRW begleiteten Arbeitskämpfe die aktuell laufenden Tarifverhandlungen mit den Arbeitgeberverbänden der Speditions- und Logistikbranche. Dort bestand bisher keine ausreichende Bereitschaft der Arbeitgeberverbände, den Nachholbedarf der Vergangenheit zu realisieren und entsprechende Tariferhöhungen zu vereinbaren. Dabei können die Tarifeinkommen in diesen Ländern erst jetzt an die in der Vergangenheit gestiegenen Preise angepasst werden, da die Arbeitgeber es abgelehnt hatten, Verhandlungen vorzuziehen. 

Tarifverhandlungen mit den Arbeitgeberverbänden Speditionen und Logistik werden in Kürze auch in Baden-Württemberg aufgenommen. Diesen folgen im zweiten Halbjahr Tarifverhandlungen in Schleswig-Holstein und in Bayern.

Auch für die Tarifrunden im Jahr 2024 gilt: Der hohe Erwartungsdruck und der hohe Inflationsdruck steigern die Bereitschaft unserer Mitglieder, sich an Warnstreiks zu beteiligen!

Stephan Teuscher